Jørg Anton Skyba: Installative Performance – Leben von der Rolle
Das Edith-Russ-Haus zeigtLeben von der Rolle– eine performative Projektoren-Installation von Jørg Anton Skyba zur Nacht der Museen.
Ein 1978er VW Bulli mit einem 1968er Campinganhänger im Vorgarten – das Edith-Russ-Haus bietet zur Nacht der Museen am 23. September eine Installation als echten Hingucker und die einzigartige Gelegenheit, eine Reise in die verschollene Welt des Normal-8 und Super-8 Films zu unternehmen.
Der 1971 in Osterforde geborene Künstler Jørg Anton Skyba entdeckte mit etwa 20 Jahren seine Leidenschaft für den Super-8 Film und begann nicht nur selber Filme zu machen, sondern auch eine außergewöhnliche Sammlung von Filmen und Projektoren anzulegen, die er über Jahre hinweg auf Flohmärkten erstand. So wuchs mit der Zeit eine Sammlung von etwa 140 Projektoren und einigen hundert Filmen.
Auffällig in dieser Sammlung privater Super-8 Filme ist, dass sich die Inhalte sehr häufig wiederholen. Aufgenommen wurden nur besondere Events, das Alltägliche blieb außen vor.
Ganz gleich ob in den 1940er oder 1970er Jahren gefilmt wurde, zu sehen sind immer die dieselben Motive: Geburtstage, Silvesterfeiern, Weihnachten, Hochzeiten und natürlich Urlaube.
Als Höhepunkt der Nacht im Edith-Russ-Haus präsentiert Skyba eine faszinierende performative Installation aus Projektoren und Filmen, die im Seminarraum zu sehen sein wird. Bis zu 30 Filmprojektoren zaubern Bilder hervor, die aus übereinandergelegten Filmen bestehen und mit einfachen analogen Mitteln verfremdet werden. Sie zeigen die Beliebigkeit des Privaten durch die Gleichförmigkeit des Gefilmten, eines Lebens von der Rolle. Darin zeichnen sich deutliche kulturelle Normen ab, die unser Leben bestimmen und es oft austauschbar erscheinen lassen. Die Filmschleifen werden nur an diesem besonderen Abend verwendet – zum einen sind sie nach mehreren Stunden im Projektor verschlissen, zum anderen gehört es zum Konzept der Arbeit, keine Installation ein zweites Mal zu zeigen. So findet die Endlos-Schleife des Lebens schließlich ihr Ende im Vergessen.
Der Abend bietet zudem noch einen weiteren einen Blick in die Vergangenheit: Ein restaurierter Wohnwagen von 1968 und ein VW Bus von 1978, beide in einem Zustand, der Originalität ausstrahlt. Im Wohnwagen wird ebenfalls eine Sammlung von Super-8 und Normal-8 Urlaubsfilmen präsentiert, diesmal auf Video. In der Frontscheibe des VW Bulli erstrahlt eine scheinbar endlose Autobahnschleife. Als Ton läuft das Hörspiel Das Luxurieren der Bastarde oder sag doch auch mal was – Live-Mitschnitte aus den Wohnzimmern der 60er Jahre von Hermann Bohlen aus dem Jahre 1998.
Die Installation mit Bulli und Campinganhänger ist ab 18 Uhr, die performative Installation im Seminarraum ab Sonnenuntergang (19.30 Uhr) zu sehen. Beide Installationen laufen bis Mitternacht.
Der Eintritt ist frei!