Ausstellung

Still!

Christian Gude ; 
Stanislaus Müller-Härlin ; 
Claudia Ohmert
27.08.2004 - 05.09.2004
  • Erde – drei symphonische Skizzen zum Moor © Christian Gude 2004
    Erde – drei symphonische Skizzen zum Moor © Christian Gude 2004
  • Der geheime Garten © Stanislaus Müller-Härlin 2004
    Der geheime Garten © Stanislaus Müller-Härlin 2004
/ 2

Die Stille, das Stillleben und der fotografische Still sind die thematisch lockere Verbindung zwischen den Arbeiten der drei ersten Absolventen des Master of Arts der Medienkunst an der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg. Mit einer Surround-Sound Installation inszeniert Christian Gude ein taktiles akustisches Moor-Konzert. Die "Hund und Herrchen" Fotos von Claudia Ohmert führen zu fiktiven Biografien. Stanislaus Müller-Härlin legt sein Stillleben in einem medialen Garten an den Orten Universität und Oldenburger Medienkunsthaus an. Der Ergänzungsstudiengang Medienkunst ist interdisziplinär und projektorientiert angelegt. Auf diese Weise wird das in Kunst, Musik und Textil mediale Potenzial sinnvoll zusammengeführt und sein künstlerisches Medienprofil in der Ausstellung im Edith-Russ-Haus für Medienkunst deutlich erkennbar.

InERDE – drei symphonische Skizzen zum Moor von Christian Gude ist eine akustische Rauminstallation zum Landschaftsraum Moor. Die Arbeit besteht aus einem akustischen Kern und einem ergänzenden visuellen Teil, so dass ein Gleichgewicht zwischen den Sinnen Ohr und Auge hergestellt wird. Sie bewegt sich zwischen Hörspiel, Musikstück und Rauminstallation und ist für den Besucher wie ein Konzert konzipiert. Geräusch, Musik sowie Hoch- und Plattdeutsch werden dabei gleichwertig behandelt. In Anlehnung an die "Innere Bühne" des Hörspiels der 50er Jahre, baut Gude für die Zuhörer eine visuelle Bühne aus einer Torffläche, in die schwere Holzbohlen als Gehstege gelegt sind. Umgeben ist die Fläche von einem Kreisrund aus weißem, von der Decke gehängtem Tuch. Visuelle Bühne und akustisches Arrangement werden gleichzeitig zur imaginären Moorlandschaft im Kopf des hörenden Betrachters, der sie umgebende Vorhang zur Projektionsfläche für innere Bilder.

Der geheime Garten von Stanislaus Müller-Härlin verbindet den halb-öffentlichen Ort Carl von Ossietzky Universität und das Edith-Russ-Haus für Medienkunst miteinander. In der Universität angelegt, gepflegt und dort von vielen Menschen in seinem Wachsen beobachtet, findet Der geheime Garten in der Ausstellungshalle des Medienkunsthauses sein Ende.
Der Prinzengarten der Universität ist ein quadratischer Hof, um den ein Holzsteg verläuft. In seiner Mitte wächst Gras, es gibt einen kleinen Kiesplatz und einen steinernen Torso. Aus dem Gras werden Ornamente ausgestochen, die in Grundzügen die Ordnung eines französischen Gartens erkennen lassen. Doch die Ausführung ist nicht perfekt, das Zentrum verrückt und die Hand des Laien erkennbar. Der Geheime Garten ist mit Blumen bepflanzt, die im August blühen. An der Universität entsteht hinter den Pflanzen eine kleine Hütte aus rohem Holz. Nach Anbruch der Dunkelheit geht dort das Licht an und das Umblättern von Buchseiten ist zu hören. Dieser halb-öffentliche Ort wird nun zu einem individuellen Rückzugsort für jederman. Pflanzen und Hütte werden jeden Tag eine Minute lang von einer fixierten Kameraposition aus auf Video aufgenommen. In der Ausstellung ist dieses Video Mittelpunkt einer Inszenierung mit aus dem Garten gepflückten Blumen - der medialen Aufzeichnung des Wachsen und Gedeihens wird das physische Ende des geheimen Gartens in Form verwelkender Pracht gegenübergestellt. Mit Beginn der Ausstellung wird auch der Prinzengarten in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

Claudia Ohmerts Werk Mazzinis Welt entlehnt sich der fiktiven Romanfigur Joseph Mazzini aus Die Schrecken des Eises und der Finsternis von Christoph Ransmayr. Gedanken und Handlungen, mit denen der Autor die Figur in der halb-fiktiven Welt seines Romans ausstattet, werden zu einem Projekt, das Fotografie, Videotechnik und Literatur miteinander verbindet. Ideelle Basis ist die Vorstellung, eine Fiktion sei immer schon vergangene Realität, die es in der Gegenwart nur aufzuspüren gilt. Claudia Ohmert erfindet Biographien von Hundebesitzern, die sich auf tatsächlich durchgeführte Befragungen stützen. Aufgrund ihrer Beobachtungen entwirft sie eine Vorstellung über die Lebenswelt eines jeden Hundebesitzers, arrangiert diese und fotografiert sie. Sie konfrontiert diese fiktiven Biographien mit den realen, nachdem sie die Hundebesitzer zuhause besucht hat. Beide, fiktive und reale Biographien werden in der Ausstellung kommentarlos gegenübergestellt. Die Künstlerin schaut also in fremde Lebenswelten, um zu überprüfen, ob die erfundenen mit den wirklichen übereinstimmen. Der Betrachter folgt diesem Blick, wenn er beginnt, die Alternativen eines Lebenslaufes zu vergleichen. Aber das Bild schaut zurück! In einem Auge der Porträts ist eine winzige Überwachungskamera installiert, die den Betrachter aus der Perspektive des Beobachteten aufnimmt. Diese Aufnahmen sollen die Grundlage für ein Folgeprojekt sein.

Gefördert durch

Hinrichs Fotofactory
AstA der Carl von Ossietzky Universität