FlashBoxOldenburg
Für das Projekt FlashBoxOldenburg werden stroboskopisch blinkende kleine Blitzlichter an den Häuserfassaden im gesamten Innenstadtbereich Oldenburgs installiert. Diese erzeugen eine kalkulierte »Bildstörung«, die einen Gegenpol zu den einfachen Botschaften des dominanten Werbelichts in der Oldenburger Fußgängerzone bildet. Auf diese Weise wird eine neue, vollkommen andere Sichtweise auf eine Innenstadt möglich, die in erster Linie als Ort des Konsums und der touristischen Attraktion definiert wird, tatsächliche aber auch Arbeitsstätte sowie Lebens- und Wohnraum ist.
Oldenburger Bürger und Bürgerinnnen haben aktiv am Projekt teilgenommen, indem sie die Patenschaft für ein Blitzlicht übernommen und ihr Haus dafür zur Verfügung gestellt haben. Privates Engagement und Interesse am öffentlichen Raum präsentieren sich so ganz direkt: Das Blinken von Kirchtürmen, Gesimsen, Fenstern und Häuserfronten wird zur »Mission für den eigenen Stadtraum«, zum deutlichen Zeichen für die Identifizierung der Bürger mit ihrer Stadt.
FlashBoxOldenburg findet im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung Jahrhundertschritt 05 statt und führt Aspekte des Aufbruchs der Moderne mit zeitgenössischen Entwicklungen zusammen: Die Elektrifizierung der Städte war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Sinnbild der fortschreitenden Urbanisierung. Eine künstlerische Gestaltung des öffentlichen Stadtraums durch den Einsatz von Licht fand erstmalig durch die Reklame von Lichtspielhäusern statt. Die zunehmenden Lichtimpulse in Moskau, Tokio oder anderen Metropolen führen zu einer deutlich veränderten Wahrnehmung von öffentlichem Raum. Ein Phänomen, dem sich derzeit vermehrt aktuelle künstlerische Projekte widmen.
Mischa Kuball arbeitet mit Licht und Bewegung, seine Arbeiten haben den Charakter einer flüchtigen Erscheinung, sie sind temporäre Interventionen im öffentlichen Raum. In den komplexen Choreographien seiner Werke ist Mischa Kuball immer an der Bestimmung des öffentlichen Raumes interessiert: Vertraute Orte werden neu strukturiert, vergessene Orte wieder ins Bewusstsein gerückt und neue Orte konstruiert. Die klare, reduzierte Formensprache ist niemals nur ästhetisch, sondern immer auch sozial kodiert. So dient Licht in vielen Fällen dazu, verborgene Implikationen zu »beleuchten« und sie an das Licht der Öffentlichkeit zu holen.
Das Edith-Russ-Haus für Medienkunst und der Oldenburger Kunstverein werden in das Projekt integriert und zu »Blitzkörpern« umgestaltet. In ihren mit Alufolie ausgekleideten Räumlichkeiten blitzen in den Abend- und Nachtstunden 8 große Stroboskopstrahler. Gleichzeitig sind sie Plattformen für verschiedene begleitende Veranstaltungen zum Projekt.
Im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst präsentiert Mischa Kuball außerdem zwei weitere Arbeiten: die Dia-Projektions-Installation »FlashPlanetOldenburg« (2005) und den Film »AntiKino« (1999).