Denn hinter diesem Horizont liegt ein weiterer Horizont
Die Ausstellung For beyond that horizon lies another horizon / Hinter diesem Horizont liegt ein weiterer Horizont* ist ein Vorschlag, wie man sich neue Horizonte für den künftigen Haushalt der Erde vorstellen kann. Sie umfasst Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die für unzählige Gemeinschaften, die im komplexen Netzwerk des Lebens miteinander verbunden sind, mögliche Formen des Überlebens, der Zusammenarbeit und der Fürsorge erforschen.
Der Ausgangspunkt dieser vielgestaltigen Versammlung ist der Versuch, ein globales Ökosystem zu verändern, das auf der Idee des grenzenlosen Wirtschaftswachstums beruht. Die Kunstwerke in der Ausstellung sind ein Nachhall der kollektiven Anstrengungen, die Lähmung der Vorstellungskraft zu überwinden, die eine fehlende Anerkennung der gesellschaftlichen und ökologischen Kosten dieses Modells auslöst. Sie reflektieren insbesondere die Debatten darüber, wie man Organisationsformen umgestalten könnte, um die fortlaufenden Produktions- und Aneignungsprozesse dessen zu beenden, was Jason W. Moore als „cheap nature“ (billige Natur) bezeichnet: billige Arbeit, billige Energie, billige Nahrung und billige Rohstoffe. „Cheap nature“ fungiert in dieser Ausstellung als Metapher für Verfahren, die aus dem Netzwerk des Lebens Mehrwert extrahieren und dabei Menschen und andere Lebewesen durch schlecht oder gar nicht bezahlte Arbeit ausbeuten.
Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung versuchen, einen kritischen Blick auf diese toxischen (Re-)Produktionsverhältnisse und darüber hinaus zu richten. Dabei beruht ihre künstlerische Praxis nicht auf der Suche nach neuen, idealen und utopischen Orten und Ideen. Sie konzentrieren sich vielmehr in aller Bescheidenheit darauf, eine Vielzahl bereits vorhandener Instrumente, verkörpertes Wissen und Ressourcen sorgfältig zu verbinden, zu recyceln und dadurch zu verändern. Besonders wertvoll ist in diesem Zusammenhang die Erfahrung der Fürsorgearbeit. Indem die Kunstschaffenden verschiedene Maßstäbe der Wahrnehmung nutzen und vermeintlich sehr unterschiedliche Kompetenzgebiete verknüpfen, nähern sie sich der Komplexität und wechselseitigen Abhängigkeit von neuen Formen der Umweltgestaltung. So erforschen und übersetzen einige von ihnen Biomimikry und Zustände von „Tier-Werden, Erde-Werden und Maschine-Werden“; andere schöpfen aus dem Vermächtnis indigener Habitate oder aus den autonomen Überlebenspraktiken der globalen Zivilgesellschaft. Vor diesem Hintergrund stellen sich miteinander verknüpfte Fragen zu den Themen Nahrungsmittelproduktion, Abfall, Geld und Gemeinschaft, und die Frage, ob der Wert von Arbeit neu erfunden werden kann.
Das gemeinsame Anliegen dieser Konstellation von Kunstwerken ist jedoch die Fürsorgearbeit. Was wäre, wenn diese vom Patriarchat und von der Ökonomie der „billigen Natur“ befreit würde? Könnte sie in einem erweiterten, dekolonisierten Haushalt für menschliche und nichtmenschliche Gemeinschaften kollektiv geleistet werden?
*Der Titel ist ein Zitat aus dem Gedicht Celebrating our Freedom von Chirikure Chirikure, das in dem Film The Order of Things von Mona Vătămanu und Florin Tudor vorgetragen wird.
Kuratiert von Joanna Sokołowska. Die Ausstellung wurde anschließend auch im Muzeum Sztuki in Łodz gezeigt.
- YouTube:
Dienst aktivieren und der Datenübertragung an YouTube zustimmen. Informationen zum Datenschutz und dem Widerruf der Freigabe finden Sie hier: Datenschutzerklärung