Cultures of Copy
Die Ausstellung Culture(s) of Copy widmet sich dem Phänomen der Kopie als globaler kultureller Strategie. Die Diskussion um geistiges Eigentum, wie sie bei der Beschäftigung in einem asiatischen Kontext in den Sinn kommen könnte, wird bewusst ausgegrenzt, da sie schon vielfältig behandelt wurde.
Kopie wird positiv im Sinne eines Remakes, einer kulturellen Übersetzung und Veränderung verstanden. Das Phänomen der Kopie oder des Remake wird als Chance begriffen, die kulturellen Unterschiede jenseits einer Dichotomie von Ost und West zu begreifen und zu reflektieren.
Es gilt, zwischen einem Kopieren von Kultur (welches tatsächlich eine Form der Imitation und Replikation ist) und einer Kultur der Kopie zu unterscheiden, die einer unterschiedlichen Logik folgt: nicht der Logik der Imitation, sondern der Logik des Double-Take, der Verdoppelung. In der Verdoppelung folgt auf die erste offensichtliche Reaktion eine zweite mehr überraschende und oftmals auch widersprüchliche Reaktion. Im Remake oder in der Verdoppelung gibt es eine Ähnlichkeit zu dem was kopiert worden ist, aber diese Ähnlichkeit ist eine Falle. Das Remake lässt sich daher besser als eine unterbrochene oder unzusammenhängende Ähnlichkeit beschreiben. Wiederholung bringt Veränderung hervor.
Eine solche Entwicklung ist notwendig, da trotz Globalisierung und der Rhetorik einer „Weltkultur“ Kulturen längst nicht gleich behandelt bzw. betrachtet werden. Die dominierende Kultur hat die Macht, die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was als wertvoll erachtet wird. Auch wenn ein Interesse an anderen Kulturen besteht, ist dies immer ein Interesse basierend auf den eigenen Bedingungen. Dies ist auch die Grundlage aller „Orientalismen“.
In dieser ungleichen Situation schafft das Remake Aufmerksamkeit und Anerkennung für etwas, was sonst einfach ignoriert würde, weil es zum einen an Kunst erinnert, die bereits existiert. In den interessantesten Fällen leistet das Remake aber noch mehr: es hält die Ähnlichkeit zu seiner Vorlage aufrecht, während es gleichzeitig verstohlen den Bezugsrahmen / das Bezugssystem verändert. Mit anderen Worten, es unterbricht die Ähnlichkeit durch die Einführung von Geschichte und der Mannigfaltigkeit von Bedeutungen.
Die Kopie bzw. das Remake werden dabei als konstituierende Elemente gesehen, aus denen heraus eine neue kulturelle Landschaft entsteht. Die Ausstellung „Culture(s) of Copy“ beschäftigt sich mit historischen Wurzeln und geht der Frage nach, wie Kopie in unterschiedlichen kulturellen Kontexten definiert und bewertet wird.
Das Augenmerk wird dabei nicht auf die üblichen Klischees gerichtet, wie beispielsweise Kopistendörfer in China wie Dafen, die für einen globalisierten internationalen Markt Kopien von bekannten Kunstwerken erstellen. Die Ausstellung fokussiert vielmehr auf die Kontextverschiebungen und Transformationen, die durch das Kopieren entstehen.
Die gezeigten Werke lassen sich verschiedenen Themenkomplexen zuordnen. Einige Werke bedienen sich des Fundus der Kunstgeschichte. In der Wiederholung bekannter Formate und Inhalte geht es nicht um das Prinzip der Wiederholung, sondern um eine Neudefinition. Vorhandene Erzeugnisse – der Ökonomie oder der Kunst – werden als Archiv verstanden, aus dem man sich bedienen kann. Die Maxime der Originalität wird dabei bewusst ignoriert – im Zeitalter von „Copy und Paste“ scheint die Entwicklung neuer Inhalte nicht mehr möglich. Weitere Themen umfassen dden Prozess des Kopierens selbst und das Verhältnis zwischen Kontext und Inhalt. Viele der gezeigten Arbeiten beschäftigen sich mit der Frage nach Authentizität und Wahrheit in einer Welt in der Realität vor allem durch die Massenmedien vermittelt wird.
Kuratiert von: Sabine Himmelsbach, Birgit Hopfener, Jiang Jun, Laurent Gutierrez, Valérie Portefaix, Michael Müller-Verweyen, June Yap