Ausstellung

Red Umbrella Struggles

Petra Bauer ; 
Daniel Jacoby ; 
Louise Carrin ; 
Tadej Pogačar ; 
Lilla Szász ; 
Ditte Haarløv Johnsen
18.04.2019 - 23.06.2019
  • Das Foto zeigt die Fassade des Edith-Russ-Hauses mit dem Banner zu Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
    Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt den Eingangsbereich des Edith-Russ-Hauses zur Ausstellung Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
    Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
    Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
    Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
    Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
    Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
    Petra Bauer & SCOT-PEP: Workers! Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit der Ausstellungsansicht Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
    Ausstellungsansicht Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED Stripping with Marx. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED Stripping with Marx. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED MonApoly. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED MonApoly. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED Venedig. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED Venedig. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: Monument to the Unknown Sex Worker (Denkmal für die unbekannte Sexar-beiterin / den unbekannten Sexarbeiter). Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: Monument to the Unknown Sex Worker (Denkmal für die unbekannte Sexar-beiterin / den unbekannten Sexarbeiter). Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit der Ausstellungsansicht Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
    Ausstellungsansicht Red Umbrella Struggles. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: The Story of the Gold Shoes of Times Square (Die Geschichte der goldenen Schuhe am Times Square). Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: The Story of the Gold Shoes of Times Square (Die Geschichte der goldenen Schuhe am Times Square). Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
    Tadej Pogačar: CODE:RED. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Lilla Szasz: Mother Michael Goes to Heaven (Mutter Micheal kommt in den Himmel). Foto © Edith-Russ-Haus
    Lilla Szasz: Mother Michael Goes to Heaven (Mutter Micheal kommt in den Himmel). Foto © Edith-Russ-Haus
  • Lilla Szasz: Mother Michael Goes to Heaven (Mutter Micheal kommt in den Himmel). Foto © Edith-Russ-Haus
    Lilla Szasz: Mother Michael Goes to Heaven (Mutter Micheal kommt in den Himmel). Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Louise Carrin: Venusia. Foto © Edith-Russ-Haus
    Louise Carrin: Venusia. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Ditte Haarløv Johnsen: One Day. Foto © Edith-Russ-Haus
    Ditte Haarløv Johnsen: One Day. Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Daniel Jacoby: With The Expression Of An Egg (Mit dem Ausdruck von einem Ei). Foto © Edith-Russ-Haus
    Daniel Jacoby: With The Expression Of An Egg (Mit dem Ausdruck von einem Ei). Foto © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Daniel Jacoby: With The Expression Of An Egg (Mit dem Ausdruck von einem Ei). Foto © Edith-Russ-Haus
    Daniel Jacoby: With The Expression Of An Egg (Mit dem Ausdruck von einem Ei). Foto © Edith-Russ-Haus
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Die internationale Gruppenausstellung Red Umbrella Struggles beschäftigt sich mit dem umstrittenen und vielschichtigen Thema Sexarbeit. Ausgangspunkt sind zwei neue künstlerische Projekte von Petra Bauer und Daniel Jacoby, die 2018 Stipendien der Stiftung Niedersachsen für Medienkunst am Edith-Russ-Haus erhielten. Sie nähern sich dem Thema durch Strategien des Dialogs und der Zusammenarbeit.

Die Kunstschaffenden der Ausstellung stellen Sexarbeitende und ihre Industrie nicht bloß dar, und sie verzichten auf gängige Haltungen wie Voyeurismus oder Diskriminierung. Stattdessen beschäftigen sie sich mit der Würde und den Rechten von Sexarbeitenden, mit denen sie im Austausch stehen. Ihre Projekte erkennen an, dass die Beteiligten Expertinnen und Experten ihres eigenen Lebens sind, und beschäftigen sich mit den komplexen Fragen von Gender, Migration und Arbeitsbedingungen, die für dieses ideologisch aufgeladene Thema eine wichtige Rolle spielen.

Die schwedische Künstlerin und Filmemacherin Petra Bauer kooperierte für ihr Filmprojekt in den vergangenen drei Jahren mit SCOT-PEP, einer von Sexarbeitenden geleiteten Organisation in Schottland. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit, Workers! (2019), wurde im Haus des Scottish Trade Union Congress gedreht. Dieses Gebäude spielte in den Kämpfen der Arbeiterbewegung für Rechte und politische Repräsentation eine bedeutende Rolle. Während ihrer eintägigen „Besetzung“ dieser Institution entwickelten sich Gespräche über das (Arbeits-)Leben von Sexarbeitenden, in denen ihre eigenen Stimmen im Mittelpunkt standen.

Die komplexe Installation der Ausstellung umfasst auch einen historischen Vorläufer von Bauers Arbeit, Carole Roussopoulos’ Dokumentarfilm Les prostituées de Lyon parlent (Die Prostituierten aus Lyon sprechen, 1975). Der Film handelt von der Besetzung einer Kirche durch zweihundert Sexarbeiterinnen, um gegen Polizeischikane und gefährliche Arbeitsbedingungen zu protestieren. Eine weitere Inspirationsquelle für Workers! ist Chantal Akermans berühmtes Werk Jeanne Dielman, 23, quai du Commerce, 1080 Bruxelles (ebenfalls 1975), das Jeannes Alltag als Mutter, Hausfrau und Sexarbeiterin zeigt.

Auch Bauers Film verfolgt die Absicht, Debatten über Frauenarbeit zu untersuchen, und geht dabei über polarisierende Abgrenzungen hinaus, die im historischen und zeitgenössischen Feminismus verbreitet sind.

Ausgangsmaterial der Videoarbeit With theExpression of an Egg (2019) von Daniel Jacoby ist der ständige Strom von Webcam-Livebildern. In der zurückliegenden Dekade hat der Einsatz von Webcams dank verbesserter Datenübertragungsraten und kostengünstiger Technik enorm zugenommen. With theExpression of an Egg beginnt mit einer Sequenz schwer definierbarer Bilder, bis schließlich eine engere Verbindung mit der Online-Figur einer Person entsteht: Jacoby beginnt eine digitale Kooperation mit dem Webcam-BDSM-Performer Matt, um einen fiktiven Film zu inszenieren. Jacobys Video, in dem Matt als Hauptdarsteller fungiert, bezieht sich unter anderem auf Hiroshi Teshigaharas Film The Face of Another (1964) und nutzt den Live-Stream als Aufnahmegerät. Der Webcammer versucht, sich in den Protagonisten des japanischen Films hineinzuversetzen, dessen Leben sich durch das Tragen einer Gesichtsprothese radikal veränderte. Dazu adaptiert er Szenen des Originalfilms mit seinem Webcam-Avatar, einer transvestitischen Puppe. Mit den Symbolen, die er von Teshigahara übernimmt, versucht Matt, ein Gefühl der Entfremdung darzustellen, das in der Welt der Webcams herrscht und das sich möglicherweise auf moderne urbane Gesellschaften im Allgemeinen übertragen lässt.

Der Titel der Ausstellung, Red Umbrella Struggles, verweist auf das Symbol der internationalen Bewegung für die Rechte von Sexarbeitenden. Der rote Schirm wurde erstmals 2001 bei einem Performance-Event eingesetzt, das der slowenische Künstler Tadej Pogačar während der 49. Biennale von Venedig organisierte. Der Red Umbrella March war Bestandteil von Pogačars partizipatorischem Projekt CODE:RED (1999–), das die verschiedenen Aspekte von Sexarbeit als eine spezifische Form von Schattenwirtschaft untersucht und diskutiert.

Die Ausstellung präsentiert mehrere Etappen von Pogačars Projekt, das sich – ebenso wie das von Petra Bauer – als Kunstwerk positioniert und gleichzeitig dem Kampf für bessere Arbeitsbedingungen dient. Andere Arbeiten in der Ausstellung beschäftigen sich eingehend mit den Merkmalen und Besonderheiten von Sexarbeit als solcher.

Die FotoinstallationMother Michael Goes to Heaven (2008–2010) von Lilla Szász ist das Ergebnis einer mehrjährigen Zusammenarbeit und Freundschaft mit einer Gruppe von Sexarbeitenden in Budapest. Die Foto-Serie zeigt, wie queere Personen mit Familienstrukturen experimentieren; sie begleitet das Alltagsleben der Dargestellten, die am Rande der Gesellschaft und in einer prekären und unsicheren Position versuchen, sich gegenseitig zu beschützen und zu unterstützen.

In One Day (2007) begleitet die dänische Regisseurin Ditte Haarløv Johnsen mit der Kamera einen Tag im Leben einer westafrikanische Sexarbeiterin in Kopenhagen; der Film zeigt die Herausforderung, Mutter zu sein, ebenso wie den bedrückenden Arbeitsalltag der Migrantin.

Dagegen schlägt Louise Carrin in ihrem Dokumentarfilm Venusia (2016) einen eher ironischen Ton an; sie lädt dazu ein, sich auch die langweiligen und stumpfsinnigen Momente vorzustellen, die dieser Beruf – wie jede andere Arbeitsroutine – mit sich bringt.

Die vielfältigen politischen und moralischen Diskurse über Sexarbeit tendieren dazu, die Sexarbeitenden selbst nicht zu Wort kommen zu lassen, und sie erschweren deren Versuche, ihre eigenen Identitäten zu differenzieren und zu gestalten. Red Umbrella Struggles beschreibt den gesellschaftlichen Kampf dieser marginalisierten Berufsgruppe. Dieses Engagement wird auch in der gegenseitigen Unterstützung sichtbar, auf der die Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellung beruhte.

Workers! von Petra Bauer und SCOT-PEP wurde vom 12. April – 30. Juni 2019 auch bei Collective in Edinburgh, Schottland gezeigt.

Kuratiert von Petra Bauer, Edit Molnár & Marcel Schwierin.
 

    One Day

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