Ausstellung

Flying Lessons

Guy Ben-Ner
28.11.2009 - 14.02.2010
  • Das Foto zeigt die Fassade des Edith-Russ-Hauses mit dem Banner der Ausstellung Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit der Ausstellungsansicht Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Ausstellungsansicht Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: If only it was as easy to banish Hunger by Rubbing the Belly as it is to Masturbate. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: If only it was as easy to banish Hunger by Rubbing the Belly as it is to Masturbate. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Obergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit der Ausstellungsansicht Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Ausstellungsansicht Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: I'd give it to you if I could but I borrowed it. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: I'd give it to you if I could but I borrowed it. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: Second Nature. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: Second Nature. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit der Ausstellungsansicht Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Ausstellungsansicht Guy Ben-Ner: Flying Lessons. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: Drawings. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: Drawings. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: Drawings. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: Drawings. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: Stealing Beauty. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: Stealing Beauty. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: Moby Dick. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: Moby Dick. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
  • Das Foto zeigt das Untergeschoss des Edith-Russ-Hauses mit dem Kunstwerk von Guy Ben-Ner: Berkeleys Island. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
    Guy Ben-Ner: Berkeleys Island. Foto Franz J Wamhof © Edith-Russ-Haus
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In seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland werden im Edith-Russ-Haus für Medienkunst Videoarbeiten des aus Israel stammenden Künstlers Guy Ben-Ner mit ihrer großen Themenvielfalt seit 1999 präsentiert.

Im Mittelpunkt sämtlicher Filme steht der Künstler selbst, der sich und seine Rolle als Autor/Regisseur der Arbeiten und als Mann und Familienvater in Szene setzt.

Die Filme Berkeley´s Island, 1999, und Moby Dick, 2000 sind in der heimischen Küche gedreht. Seine Kinder werden in diesen und späteren Werken einbezogen und auch seine Frau spielt gelegentlich die Rolle der Frau und Mutter.

Denn alle Inszenierungen des Künstlers und seiner Familie erweisen sich selbst in scheinbar spontanen, dokumentarischen Momenten als künstlich konstruierte Darstellungen. Darauf verweisen nicht zuletzt die vielfältigen Bezüge zu Filmklassikern und vor allem zu wichtigen literarischen Werken.

So sehr Ben-Ner mit Berkeley´s Island (als Zitat von Robinson Crusoe) und Moby Dick das Klischee des männlichen Abenteurers in seiner modernen Welt und Rolle als Familienvater zu suchen scheint, so deutlich werden sämtliche Rollenvorstellungen ironisiert.

Ben-Ners Filme entwickeln sich um witzige Settings wie die Arbeit Stealing Beauty, 2007, für die sich die gesamte Familie heimlich in verschiedenen Ikea-Märkten häuslich niedergelassen hat. Der Humor der Filme verstärkt aber nur die komplexen und ernsten Themen. Bei Stealing Beauty bleibt den Betrachtern, die in großer Zahl sicherlich auch Ikea-Kunden sind, das Lachen im Halse stecken, wenn der Künstler, seine Frau und die beiden Kinder ein Loblied auf einen egoistischen und überzogenen Materialismus inszenieren, der den Wert eines Menschen alleine an seinem Besitz festmacht.

Auch die drei jüngsten Filme enthalten witzige bis ironische Adaptionen und Interpretationen literarischer Vorbilder. Second Nature, 2008, ist eine Dokumentation der direkten Umsetzung von Jean de La Fontaines Fabel Der Rabe und der Fuchs mit zwei Tiertrainern und ihren entsprechenden Tieren, die sich im Laufe des Films zu einer Inszenierung von Becketts Warten auf Godot wandelt, bis schließlich die Fabel durch die Tiere tatsächlich nachgespielt wird. Ben-Ner macht nicht nur die Entstehung des Films zu dessen Thema, sondern präsentiert sich selbst auch in der Rolle des gottgleichen Regisseurs.
Die immer komplexere Vermischung von Konzept, Ausführung und Inhalt des jeweiligen Films wird in If only it was as easy to banish hunger by rubbing the belly as it is to masturbate, 2009, noch gesteigert. Ben-Ner und sein Filmpartner zitieren oder adaptieren in einer absurden Form von Roadmovie literarische Vorlagen wie Don Quijote, Der kleine Prinz, Alice hinter den Spiegeln, In achtzig Tagen um die Welt, Warten auf Godot und die Göttliche Komödie. Gleichzeitig sind beide in ihren Funktionen als Künstler und Auftraggeber des Werks zu sehen und die Geschichte des Films entwickelt sich teilweise als Parallelerzählung.

Für sein neuestes Werk Drop the Monkey, 2009, begibt sich der Künstler schließlich sogar in einen Dialog mit sich selbst, den er zwischen seinem Ich in Berlin und seinem Ich in Tel Aviv führt, der nicht nur um die Produktionsbedingungen dieses Films kreist, sondern tatsächlich im Dialog wechselnd zwischen beiden Städten gefilmt wurde. Ben-Ner erschafft auf diese Weise ein eigenes Genre, die Filmperformance. Im Kern aber reflektiert er wiederum über seine Identität als Künstler und Autor und die Grenze zwischen Kunst und Leben, die er permanent zu überschreiten scheint – auch wenn dieser Schritt nur inszenierter Teil seines Werks ist.