Veranstaltung

Harun Farocki: "Auge / Maschine I-III" - Filmpräsentation

27. Juli 2008, 18:00
Filmpräsentation

Harun Farocki „Auge / Maschine I-III“, 2001-2003

Der Filmzyklus „Auge/Maschine I-III“ von Harun Farocki versammelt Bildmaterial aus dem militärischen wie zivilen Sektor. Dabei thematisiert er die Differenz und Ähnlichkeit von Menschen und intelligenten (Waffen-)Technologien, die computergesteuerte Bildbearbeitung, den Gebrauch von globalen und taktischen Frühwarnsystemen, wie C3I (Command, Control, Communications and Intelligence), und den Einsatz von spezieller Software zur Herstellung von operativen Bildern. 

Harun Farocki (*1944) realisierte in den letzten dreißig Jahren an die achtzig, vielfach preisgekrönte Kino- und Fernsehproduktionen. Er gilt mit seinen Diskursen über Bilder, Kino und Politik als einer der bedeutendsten Vertreter des zeitgenössischen Dokumentarfilms. 
 

Harun Farocki: Auge/Maschine I

„Auge/Maschine I“, 2001, 25 min
Im Zentrum des Films stehen die Bilder des Golfkriegs, die 1991 weltweit Aufsehen erregten. In den Aufnahmen von Projektilen im Zielanflug waren Bombe und Berichterstatter identisch, so eine These des Philosophen Klaus Theweleit. Gleichzeitig waren die fotografierten und die (computer-)simulierten Bilder nicht unterscheidbar. Mit dem Verlust des ”authentischen Bildes” wurde auch die historische Zeugenschaft des Auges aufgehoben. Es heißt, im Golfkrieg seien nicht neue Waffen zum Einsatz gekommen, sondern eine neue Bilderpolitik. Hier seien die Grundlagen einer elektronischen Kriegsführung geschaffen worden.

„Auge/Maschine II“, 2002, 15 min
Wie läßt sich bei heutigem technischen Stand die Unterscheidung von "Mensch" und "Maschine" noch fassen? In der modernen Waffentechnologie verschieben sich die Kategorien: Das Intelligente ist nicht mehr nur Sache der Menschen. In Auge / Maschine II versammelt Farocki Bildmaterial aus dem militärischen wie zivilen Sektor, das zeigt, wie Maschinen intelligent operieren, und was sie sehen, wenn sie auf der Grundlage von Bildverarbeitungsprogrammen arbeiten. Die traditionelle Mensch-Maschine-Unterscheidung verkürzt sich hier auf die von "Auge/Maschine", wobei Augen den Maschinen selbst als Kameras implantiert sind.Noch durch den Golfkrieg bekam die zivile Produktion von den Kriegstechnologien einen Innovationsschub für die eigene Entwicklung. Farocki zeigt computersimulierte Bilder wie aus Science-Fiction-Filmen: Raketen steuern im Meeresglitzern liegende Inseln an, Wohnblöcke gehen in die Luft, Kampfflugzeuge beschießen sich mit Raketen und entzünden zur Abwehr virtuelle Fackeln... Diese Schlachtfelder aus dem Computer, reichen sie aus - oder brauchen wir nächste Rationalisierungsschübe für neue Kriege?

„Auge/Maschine III“, 2003, 15 min
Der dritte Teil des Auge/Maschine-Zyklus soll die Materialien um den Begriff des operativen Bildes organisieren. Das sind Bilder, die einen Prozess nicht wiedergeben, die vielmehr Teil eines Prozesses sind. Schon die Cruise Missiles der 80er Jahre hatten das Bild einer realen Landschaft gespeichert und nahmen beim Überflug ein aktuelles Bild auf, die Software verglich die beiden Bilder. Ein Vergleich von Idee und Tatsächlichkeit, eine Gegenüberstellung von reinem Krieg und der Unreinheit des Realen. Diese Gegenüberstellung ist auch eine Montage, Montage ist immer auf Ähnlichkeit/Differenz aus. Viele operative Bilder sind von farbigen Hilfslinien durchzogen, die die Arbeit des Erkennens zur Darstellung bringen sollen. Die Linien teilen nachdrücklich mit, worauf es in den Bildern ankommt und ebenso nachdrücklich, worauf es auf keinen Fall ankommen soll. Das überschüssige Reale wird verleugnet - eine stetige Verleugnung mit Gegenwirkung. (HF)