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Stipendien der Stiftung Niedersachsen für Medienkunst am Edith-Russ-Haus für Medienkunst 2023

Karolina Breguła, Ryan Eoghan und Tenzin Phuntsog erhalten die Medienkunst-Stipendien 2023 der Stiftung Niedersachsen am Edith-Russ-Haus

Das Edith-Russ-Haus für Medienkunst freut sich, die drei Projekte bekanntzugeben, die aus den Einreichungen des Open Call 2023 für die Stipendien ausgewählt wurden.

Die Jury für die Medienkunst-Stipendien der Stiftung Niedersachsen am Edith-Russ-Haus 2023, die nach zwei Tagen intensiver Debatten ihre Entscheidungen traf, bestand aus Zdenka Badovinac, Leiterin des Zagreb Museum of Contemporary Art in Zagreb, Gabriela Salgado, Direktorin von The Showroom in London, sowie Edit Molnár und Marcel Schwierin, die das Edith-Russ-Haus gemeinsam leiten.

Im Rahmen der Ausschreibung gingen 378 Bewerbungen mit Projektvorschlägen ein, die sich mit einem breiten Spektrum dringlicher Fragen beschäftigen, wie etwa transgenerationale Traumata, die Klimakrise, die Aufarbeitung vernachlässigter Geschichten sowie Femizide, die mit extraktiven Praktiken zusammenhängen. Vorherrschend waren Anklänge an Verluste und Vertreibung, aber auch Gefühle mangelnder Zugehörigkeit, ein Interesse an neuen urbanen Lebensweisen und verschiedene Herangehensweisen an artenübergreifenden Beziehungen.
 

Karolina Breguła ist eine polnische Künstlerin, die in den Medien Film, Fotografie, Installation und performativen Aktionen arbeitet. Das zentrale Thema von Bregułas Projektvorschlag fand sich auch in mehreren anderen Bewerbungen wieder: die Klimakrise und insbesondere die steigenden Meeresspiegel, die weltweit zum Verlust von Wohnraum und Arbeitsplätzen führen wird.

Bregułas Auseinandersetzung mit diesem Thema ist spannend und vielversprechend, denn sie untersucht die Erfahrungen verschiedener Communities und die Forschungsarbeiten mehrerer wissenschaftlicher Disziplinen; zugleich bindet sie die gelebten Erfahrungen und persönlichen Ängste von Menschen in unterschiedlichen Weltregionen ein. Viele ihrer früheren Filmprojekte – die eine opulente Bildsprache und ausgefeilte konzeptuelle Herangehensweisen aufweisen – entstanden in Kooperation mit Protagonistinnen und Protagonisten sowie anderen Beteiligten und verwischen die Grenzen zwischen künstlerischen Aktivitäten von Professionellen und Amateuren.

Für dieses neue Projekt plant die Künstlerin, mit Forschenden und den Bewohnenden von Küstenstädten und ‑dörfern in Skandinavien, den Niederlanden, Deutschland, Irland und Taiwan zusammenzuarbeiten. Der Film wird die dringliche Geschichte von Communities erzählen, deren Leben und Lebensgrundlagen durch die gravierenden Klimaveränderungen bedroht wird; er umfasst kurze Sequenzen über frühere, aktuelle und künftige Bedrohungslagen sowie Fotografien und Performances vor Ort. Begleitend erscheint ein Buch, das Breguła und die Beteiligten gemeinsam schreiben werden.


Ryan Eoghan ist ein irischer Künstler, der in den Medien Bewegtbild, Installation, Performance, Puppenspiel und Zeichnung arbeitet. Seine Arbeiten erforschen kollektive und persönliche Traumata, das Verhältnis von Macht und Anarchie sowie bewusste und unbewusste Verhaltensweisen wie Agieren und Reagieren.

Eoghans Projekt, Circle A, schlägt vor, verschiedene Aspekte von Anarchie zu betrachten – auf der persönlichen und gesellschaftlichen Ebene und insbesondere im Hinblick auf die Konstruktion künstlerischer Subjektivitäten. Die Jury war vor allem beeindruckt von Ryans künstlerischer Sprache, die grundlegende, dringliche politische und gesellschaftliche Debatten anspricht und dabei in Kauf nimmt, als verstörend wahrgenommen zu werden. Sein Werk geht vom Alltäglichen aus und zielt darauf ab, durch organisiertes Chaos und eine radikale visuelle Poesie destabilisierend zu wirken.

Das Projekt wird zwei Arbeiten umfassen, die ineinandergreifen: eine Video-Installation in einer spezifischen Betrachtungsumgebung und eine Diaprojektor-Installation. Circle A wird sich damit beschäftigen, wie Kunst, Theorie und ihre institutionellen Strukturen mit Momenten des Aufruhrs, des Widerstands oder der Revolte koexistieren können. Das Projekt wird persönliche Geschichten und Gruppendiskussionen über das allgemeine Verhältnis von Anarchie und Kunst einbeziehen und zielt darauf ab, den Begriff „Anarchie“ zu differenzieren und seine weiterreichenden Konnotationen zu untersuchen.

 
Tenzin Phuntsog ist ein tibetisch-amerikanischer Künstler und Filmemacher, der in den Medien Bewegtbild, Film und Installation arbeitet. Seine Praxis berührt die Themen Präsenz und Zugehörigkeit, Landschaft und Sprache. Phuntsog gehört der ersten Generation von Tibeterinnen und Tibetern im Exil an, die im Ausland geboren wurden und nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Aus dieser Perspektive beschäftigt sich sein Werk immer wieder mit Fragen von Vertreibung, Sehnsucht sowie einer kollektiven Vorstellung von Heimat und ihrem gebrochenen Verhältnis zu eigenen Identität.

Die zentrale Idee der Arbeit – „das Imaginieren von großer Weite und Tiefe“, wie der Künstler sagt – wird sich mit den visuellen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten auseinandersetzen, denen Menschen aus Tibet gegenüberstehen, wenn sie mit dem Ozean in Berührung kommen: Früher, in ihrem von Erde umschlossenen Land, war der Ozean etwas, das sie sich nur vorstellen konnten. Phuntsogs Projekt beschäftigt sich mit dem Thema Vertreibung auch, indem er seine Aufmerksamkeit auf die Präsenz wahrgenommener und abwesender Landschaften im Körper richtet.

Die Jury fand Phuntsogs Bildsprache, die besondere Einblicke in die Zeiterfahrung bietet, raffiniert und stimmig. Bei dem Versuch, darzustellen, wie seine Charaktere die Gegenwart verkörpern, fangen seine Arbeiten eine ausgedehnte Zeitlichkeit ein.

 

Das Stipendienprogramm

 
Ermöglicht durch die Stiftung Niedersachsen hat das Edith-Russ-Haus für Medienkunst für das Jahr 2023 drei sechsmonatige und mit 12.500 Euro dotierte Arbeitsstipendien vergeben. Insgesamt hatten sich 378 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt für die Stipendien beworben. Die Stiftung Niedersachsen fördert das Stipendienprogramm des Edith-Russ-Hauses kontinuierlich seit 2001. Das Programm ist zu einem Aushängeschild des Edith-Russ-Hauses geworden. Viele der in Oldenburg entstandenen Arbeiten wurden nach ihrer Realisierung in internationalen Ausstellungen präsentiert und mit Preisen ausgezeichnet. Mit ihrer Förderung will die Stiftung Niedersachsen eines der führenden Häuser für Medienkunst in Deutschland nachhaltig stärken, seine an Qualität orientierte Profilierung unterstützen, um so die Schaffung von Kunst zu ermöglichen und internationale Vernetzungen und lokale Anknüpfungspunkte zu schaffen.

Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Katharinenstraße 23, D-26121 Oldenburg, Tel.: +49(0)441/235-3208, Fax.: +49(0)441/235-2161
Öffnungszeiten: Dienstag - Freitag 14 - 18 Uhr, Samstag - Sonntag 11 - 18 Uhr, Montag geschlossen info@edith-russ-haus.de
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