Past is Not Post
Past is Not Post ist eine Ausstellung mit Künstlerinnen und Künstlern, die über Geschichte und Gedächtnis oder auf der Basis von Archivrecherchen arbeiten. So sehr sich die Kontexte und Methoden dieser Werke unterscheiden mögen, so verbindet sie doch ein künstlerischer Impuls: In einer Gegenwart, in der andere Wege verstellt erscheinen, nutzen sie die Aufarbeitung von Geschichte als eine Art Hintertür. Angesichts der zwiespältigen Rolle, die Künstler in heutigen Gesellschaften innehaben − besonders auch dem Problem, sich bestehenden politischen und sozialen Auseinandersetzungen anzuschließen − können sich überschneidende und unabgeschlossene Erzählungen der Vergangenheit alternative Ansätze bieten. Kann es über eine solche Beschäftigung mit der Vergangenheit gelingen, Räume für die Neuformulierung unserer kollektiven Möglichkeiten und Bedürfnisse zu schaffen, Räume, die gleichermaßen für Widerstand wie auch für Rückzug stehen?
Warum erachten Künstlerinnen und Künstler die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nach wie vor als sinnvolle Arbeitsweise? Wie lassen sich solche Fragen stellen und zugleich die vielen wichtigen Erfindungen und Errungenschaften anerkennen, die Künstler, Filmemacher und Historiker bei der Sichtbarmachung von Geschichten der Unterdrückung und Ausgrenzung gelungen sind? Diese Produktion ereignet sich einerseits inmitten unablässig entstehender ökologischer und politischer Krisen in der ganzen Welt, denen auf der anderen Seite Protestbewegungen und massive Mobilisierungen gegenüberstehen. Die Gegenwart mit ihren wechselhaften Anforderungen und flüchtigen Aufmerksamkeitsspannen kompliziert unser Verhältnis zu diesen Projekten: was eben noch aufrührerisch und wirkungsvoll klang, erscheint im nächsten Moment wie ein Zurückweichen vor noch drängenderen Fragen.Past is Not Post steht im Zusammenhang einer langfristig angelegten Untersuchung des Edith-Russ-Hauses zu künstlerischen Bezugnahmen auf Geschichte und zum Gebrauch von Archivmaterialien zur Befragung der Gegenwart. Was lässt sich hier, in einer Konstellation von annähernd zwanzig Projekten, aus den Resonanzen und Dissonanzen lernen, zu denen es aufgrund ihrer räumlichen und inhaltlichen Nachbarschaft kommt? Allgemein gesagt laden diese Werke zu einer Beschäftigung mit der kulturellen Bedeutungs- und Wissensproduktion ein. Sie fordern uns nicht als Rezipienten von Geschichte, sondern als künftig Handelnde.
Regina José Galindo, Tierra, 2013
Photo by Bertrand Huet Realized during the Les
Moulins Residency Program.With thanks to the
associate curator Clare Carolin.With the Support
of the University of the Arts London and
La Maréchalerie centre d'art Versailles.
Künstler der Ausstellung:
Pia Arke & Anders Jørgensen
Petra Bauer
Matthew Buckingham
Kajsa Dahlberg
Michelle Dizon
Benj Gerdes
Andrea Geyer
Regina José Galindo
Jan Peter Hammer
Sven Johne
William E. Jones
Lasse Lau
Maha Maamoun
Robert Ochshorn
Rania Rafei & Raed Rafei
Benjamin Tiven
Sarah Vanagt & Katrien Vermeire
Raed Yassin
Akram Zaatari
Benj Gerdes, Years of Saturdays, 2015
Benjamin Tiven, A Third Version of the Imaginery-Description, 2012