Rooms of Muted Violence
Rooms of Muted Violence ist eine Einzelausstellung des niederländischen Künstlers Robert Glas.
Glas’ künstlerische Praxis gilt der fortgesetzten Untersuchung einer bürokratisch hergestellten Gerechtigkeit. Die dabei entstehenden Werke sind zumeist Filme und Filminstallationen. Damit eröffnet Glas Räume, in denen man eingehend beobachten kann, wie Bürokratien Gerechtigkeit schaffen, welche Art von Gerechtigkeit sie produzieren, wer daraus Vorteile zieht und auf wessen Kosten dies geschieht.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Videoinstallation 1986, Or a Sphinx’s Interior (2022). Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die seit den 1980er Jahren bemerkbare Expansion des Gefängnissystems in der gesamten westlichen Welt. Die jahrzehntelangen abolitionistischen Praktiken, auf eine Abschaffung von strafenden Institutionen abzielten, stehen in einem harschen Gegensatz zu dem heute praktisch unwidersprochenen Ruf nach härteren Strafen.
Für diese Videoinstallation rekonstruierte Glas das Architekturmodell einer Rotterdamer Gefängniszelle im Maßstab 1:1. Das Original wurde 1986 von dem renommierten niederländischen Gefängnisarchitekten Carel Weeber gebaut. In Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Ali Ben Horsting (in der Rolle des Architekten in jüngeren Jahren), einem ehemaligen Insassen der Haftanstalt sowie Weeber selbst entstand eine Videoarbeit, die Weebers Besichtigung des Testmodells in den 1980er Jahren untersucht. Die Ausgangsfrage – „Wie testet man eine Gefängniszelle?“ – führt zu grundsätzlichen Überlegungen, wie ein Leben und ein Körper durch die Haft beeinflusst werden.
Auch die anderen Arbeiten in der Ausstellung, die ebenfalls auf umfangreichen Recherchen zum Justizwesen und zum europäischen Asylsystem beruhen, zeichnen sich durch einen ruhigen und nachdenklichen Tonfall aus. Für den Künstler sind Gespräche das wichtigste Instrument, um zentrale politische, ideologische und soziale Fragen zu verhandeln. Sie beruhen auf seinem Interesse an den Möglichkeiten, eine gemeinsame Sprache zu nutzen, um den Zusammenbruch der Kommunikation zwischen der formalisierten Welt bürokratischer Gerechtigkeit und der alltäglichen Lebenswelt zu überwinden.
Kuratiert von Edit Molnár & Marcel Schwierin.
Das Infoheft zur Ausstellung mit Kurzbeschreibungen aller ausgestellten Werke kann als PDF kostenlos heruntergeladen werden. Die Nutzung ist ausschließlich für private Zwecke, andere Nutzungen müssen mit dem Edith-Russ-Haus abgestimmt werden. Download hier.